Ein Studium, zwei Abschlüsse, vier Semester, zwei Städte“ – unter dieser Devise haben Studierende im Bereich Wirtschaftswissenschaften seit 2012 die Möglichkeit, am Doppelmaster-Programm der Johannes Gutenberg-Universität (JGU) in Kooperation mit der polnischen Warsaw School of Economics (SGH) teilzunehmen. Zwei Studiengänge in einem Programm? Was den Reiz dieser besonderen Herausforderung ausmacht, erklärt uns Tomasz Konsek zum Ende seines ersten Semesters an der JGU im Interview vom 18.03.2021.
„Als ich mit meinem Bachelor fertig war, war das Programm in Mainz und Warschau ganz einfach der logische nächste Schritt in meinem Lebenslauf“, stellt Konsek fest. Bei einem Blick auf die bisherigen Stationen seines Werdegangs versteht man sofort, was er damit meint: Nach dem Schulabschluss in Polen zog es ihn schon 2014 nach Deutschland, genauer gesagt nach Stuttgart. Dort wohnte er zunächst bei Verwandten, um „die Welt außerhalb von Polen zu entdecken und Deutsch zu lernen“. Dass er bei seiner Ankunft nur einige Grundkenntnisse aus der Schulzeit mitbrachte, merkt man heute, sieben Jahre später, kaum noch. Eloquent erzählt der 27-Jährige davon, wie er damals die Entscheidung traf, ein Studium in Deutschland aufzunehmen: „Mir gefiel es in Deutschland so gut, dass ich 2016 begann, an der Hochschule Esslingen ‚International Industrial Management‘ zu studieren.“
Während es bereits nach einer großen Herausforderung klingt, außerhalb seines Heimatlandes ein Studium aufzunehmen, strebt Konsek nach mehr: Er ist damals einer der ersten Studierenden, die am Doppelabschluss-Programm der Hochschule Esslingen in Kooperation mit der Gannon University in den USA teilnehmen. Die doppelte Belastung meistert er mit Bravour, erhält 2019 sogar einen Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) für seine besondere Leistung.
Dass es für ihn das Richtige ist, „doppelgleisig“ zu fahren, ist Konsek sich sicher. So weiß er schon während seiner Zeit in Stuttgart, dass die nächste Station der deutsch-polnische Doppelabschluss in Mainz und Warschau sein soll: „Ich habe als polnischer Muttersprachler noch nie in Polen studiert, diese Erfahrung möchte ich gerne nachholen.“ Er wird auf die renommierte Warsaw School of Economics aufmerksam und ist begeistert von der Kooperation mit der JGU. Inzwischen hat er bei der Daimler AG als Praktikant Praxiserfahrung sammeln können und sieht seine berufliche Zukunft in Deutschland. Das Programm in „Accounting and Finance“, bei dem er größtenteils deutschsprachige Veranstaltungen besucht, ist das perfekte Sprungbrett für dieses Ziel.
Tomasz Konsek hat sich gut in Mainz eingelebt und versucht trotz der Pandemie das Beste aus seiner Zeit an der JGU zu machen. Dem ehrgeizigen Studenten fehlt vor allem der persönliche Austausch mit seinen Kommilitoninnen und Kommilitonen: „Das Online-Studium funktioniert gut, aber es ist eben nicht das Gleiche. Ich bin ein Typ, der gerne gemeinsam mit anderen lernt und ich ziehe viel Motivation und Inspiration daraus, mich mit anderen auszutauschen.“
Während er also die meiste Zeit zu Hause vor dem Laptop studiert, schätzt er besonders Angebote wie das internationale Mentoring-Programm „Welc0m3“. Zwei JGU-Studierende stehen ihm hier als Mentoren zur Verfügung und trösten etwas über das Lernen auf Distanz hinweg: „Wir stehen ständig in Kontakt und nehmen auch an den vom Programm organisierten Online-Veranstaltungen teil. Gemeinsam Spielen und Lachen tut gut in diesen Zeiten, etwas ‚Socializing‘ eben.“
Neben dem Vollzeit-Studium arbeitet Tomasz Konsek halbtags als Werkstudent bei einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in Mainz und schärft so weiter sein Profil. Durch seine spannende Tätigkeit bei Daimler hat er eine besondere Affinität zur Automobilindustrie, möchte sich aber noch nicht auf einen bestimmten Bereich festlegen.
Mit fließenden Sprachkenntnissen in Polnisch, Englisch und Deutsch sowie gleich zwei doppelten Studienabschlüssen im Gepäck stehen Konsek viele Wege offen. Eine internationale Karriere, die ihn auch noch einmal in die USA führt, kann er sich durchaus vorstellen. Doch zunächst konzentriert er sich auf die nächsten Schritte und freut sich darauf, seine deutschen Mit-Studierenden des Doppelmaster-Jahrgangs in den kommenden Semestern zu unterstützen: „Im Herbst beginnt das Studium in Warschau und ich hoffe sehr, dass bis dahin deutlich mehr persönlicher Austausch möglich sein wird.“
Das Team des Auslandsbüros Wiwi freut sich auf die weitere Zusammenarbeit mit Tomasz und wünscht ihm für seinen weiteren Weg alles Gute!