Interview mit Tomasz Konsek

Mit doppeltem Engagement von Polen nach Deutschland

Interview mit Tomasz Konsek, Doppelmaster-Studierender der Wirtschaftswissenschaften, 18.03.2021

„Ein Studium, zwei Abschlüsse, vier Semester, zwei Städte“ – unter dieser Devise haben Studierende
im Bereich Wirtschaftswissenschaften seit 2012 die Möglichkeit, am Doppelmaster-Programm der
Johannes Gutenberg-Universität (JGU) in Kooperation mit der polnischen Warsaw School of Economics
(SGH) teilzunehmen. Zwei Studiengänge in einem Programm? Was den Reiz dieser besonderen
Herausforderung ausmacht, erklärt uns Tomasz Konsek zum Ende seines ersten Semesters an der JGU im Interview.

©Tomasz Konsek

Der Weg nach Mainz: Von Rybnik über Stuttgart, Esslingen und die USA

„Als ich mit meinem Bachelor fertig war, war das Programm in Mainz und Warschau ganz einfach der
logische nächste Schritt in meinem Lebenslauf“, stellt Konsek fest. Bei einem Blick auf die bisherigen
Stationen seines Werdegangs versteht man sofort, was er damit meint: Nach dem Schulabschluss in
Polen zog es ihn schon 2014 nach Deutschland, genauer gesagt nach Stuttgart. Dort wohnte er zunächst bei Verwandten, um „die Welt außerhalb von Polen zu entdecken und Deutsch zu lernen“.
Dass er bei seiner Ankunft nur einige Grundkenntnisse aus der Schulzeit mitbrachte, merkt man heute,
sieben Jahre später, kaum noch. Eloquent erzählt der 27-Jährige davon, wie er damals die Entscheidung traf, ein Studium in Deutschland aufzunehmen: „Mir gefiel es in Deutschland so gut, dass ich 2016 begann, an der Hochschule Esslingen ‚International Industrial Management‘ zu studieren.“

Während es bereits nach einer großen Herausforderung klingt, außerhalb seines Heimatlandes ein
Studium aufzunehmen, strebt Konsek nach mehr: Er ist damals einer der ersten Studierenden, die am
Doppelabschluss-Programm der Hochschule Esslingen in Kooperation mit der Gannon University in den USA teilnehmen. Die doppelte Belastung meistert er mit Bravour, erhält 2019 sogar einen Preis des
Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) für seine besondere Leistung.

Ein festes Ziel vor Augen

Dass es für ihn das Richtige ist, „doppelgleisig“ zu fahren, ist Konsek sich sicher. So weiß er schon
während seiner Zeit in Stuttgart, dass die nächste Station der deutsch-polnische Doppelabschluss in
Mainz und Warschau sein soll: „Ich habe als polnischer Muttersprachler noch nie in Polen studiert,
diese Erfahrung möchte ich gerne nachholen.“ Er wird auf die renommierte Warsaw School of
Economics aufmerksam und ist begeistert von der Kooperation mit der JGU. Inzwischen hat er bei der
Daimler AG als Praktikant Praxiserfahrung sammeln können und sieht seine berufliche Zukunft in
Deutschland. Das Programm in „Accounting and Finance“, bei dem er größtenteils deutschsprachige
Veranstaltungen besucht, ist das perfekte Sprungbrett für dieses Ziel.

Studieren in Mainz in Zeiten von Corona

Tomasz Konsek hat sich gut in Mainz eingelebt und versucht trotz der Pandemie das Beste aus seiner
Zeit an der JGU zu machen. Dem ehrgeizigen Studenten fehlt vor allem der persönliche Austausch mit
seinen Kommilitoninnen und Kommilitonen: „Das Online-Studium funktioniert gut, aber es ist eben
nicht das Gleiche. Ich bin ein Typ, der gerne gemeinsam mit anderen lernt und ich ziehe viel Motivation
und Inspiration daraus, mich mit anderen auszutauschen.“

Während er also die meiste Zeit zu Hause vor dem Laptop studiert, schätzt er besonders Angebote wie
das internationale Mentoring-Programm „Welc0m3“. Zwei JGU-Studierende stehen ihm hier als
Mentoren zur Verfügung und trösten etwas über das Lernen auf Distanz hinweg: „Wir stehen ständig
in Kontakt und nehmen auch an den vom Programm organisierten Online-Veranstaltungen teil.
Gemeinsam Spielen und Lachen tut gut in diesen Zeiten, etwas ‚Socializing‘ eben.“

Ein volles Programm und gute Aussichten

Neben dem Vollzeit-Studium arbeitet Tomasz Konsek halbtags als Werkstudent bei einer
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in Mainz und schärft so weiter sein Profil. Durch seine spannende
Tätigkeit bei Daimler hat er eine besondere Affinität zur Automobilindustrie, möchte sich aber noch
nicht auf einen bestimmten Bereich festlegen.

Mit fließenden Sprachkenntnissen in Polnisch, Englisch und Deutsch sowie gleich zwei doppelten
Studienabschlüssen im Gepäck stehen Konsek viele Wege offen. Eine internationale Karriere, die ihn
auch noch einmal in die USA führt, kann er sich durchaus vorstellen. Doch zunächst konzentriert er sich
auf die nächsten Schritte und freut sich darauf, seine deutschen Mit-Studierenden des Doppelmaster-Jahrgangs in den kommenden Semestern zu unterstützen: „Im Herbst beginnt das Studium in
Warschau und ich hoffe sehr, dass bis dahin deutlich mehr persönlicher Austausch möglich sein wird.“

Das Team des Auslandsbüros freut sich auf die weitere Zusammenarbeit mit Tomasz und wünscht ihm
für seinen weiteren Weg alles Gute!

Interview: Svenja Telgheder, 18.03.2021